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Diagnostik und Therapie

Therapie und Nachsorge

Die Behandlung der Patientin mit Brustkrebs erfolgt immer interdisziplinär (mehrere Fachgebiete arbeiten kollegial zusammen). Es wird zumeist eine Kombination von mehreren Therapieformen empfohlen.

  • direkte Operation mit anschließender (adjuvanter) medikamentöser Therapie (Chemotherapie, Antihormontherapie, Antikörpertherapie, Bisphosphonate) und/oder Strahlentherapie
  • direkte medikamentöse (neoadjuvante) Therapie (Chemotherapie, Antihormontherapie, Antikörpertherapie) mit nachfolgender Operation und/oder Strahlentherapie

Die Operation ist im heilbaren Stadium immer notwendig. Das Operationsausmaß ist abhängig vom klinischen Tumorstadium (durch o. g. Untersuchungen eingeschätzte Tumorausdehnung und Lymphknotenbefall). Falls der Tumorknoten mehr als zwei Zentimeter misst, bestimmte ungünstige Eigenschaften hat oder mehrere Lymphknoten betroffen sind, kann eine direkte medikamentöse Therapie (neoadjuvant) durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern und vor allem, um zu sehen, ob der Tumor auf die medikamentöse Therapie anspricht.

  • Entfernung des Tumors in Form einer Teilbrustentfernung (Segment, Quadrant). Entfernung des Wächterlymphknotens (Sentinel-Node-Biopsie) oder Entfernung der Lymphknoten aus der Achselhöhle bei tastbarer Vergrößerung
  • Entfernung der Brust (Mastektomie) bei einem großen Tumor, Beteiligung der Haut oder mehrere Tumorknoten an mehreren Stellen in der Brust
  • Wiederaufbau nach Brustentfernung:
    • kann sofort (primär) bei der ersten Operation oder zu einem späteren Zeitpunkt (sekundär) erfolgen – wann immer die Patientin dies wünscht und die Tumoreigenschaften dies erlauben
    • Wiederaufbau mit Fremdmaterial (Silikonprothese), gegebenenfalls muss hierbei zunächst eine Dehnung der Haut mit einer Expanderprothese erfolgen, um mehr Hautvolumen zu gewinnen. Der Expander wird alle zwei Wochen punktiert und mit einer wasserähnlichen Flüssigkeit aufgefüllt. Später folgt in einer weiteren Operation die Einlage einer endgültigen Prothese
    • Wiederaufbau einer Brust aus Eigengewebe vom Rücken oder Bauch mit Verlagerung oder Verpflanzung von Haut, Fett- und gegebenenfalls Muskelgewebe
  • Angleichen der Brustgröße
    • falls bei der Operation der erkrankten Brust ein Ungleichgewicht und eine deutlich kleinere Brust auf einer Seite entstanden ist, kann zu einem späteren Zeitpunkt die gesunde Brust in ihrem Volumen verkleinert werden (Adaptierte Reduktionsplastik).
    • falls die erkrankte Brust durch eine Brustentfernung mit anschließendem Brustaufbau durch Silikonprothese oder Eigengewebe vergrößert wurde, kann auch die gesunde Seite mit einer Silikonprothese vergrößert werden, um die Brustgrößen wieder anzupassen (Adaptierte Augmentation).

  • nach Erholung der Patientin von der Operation, d. h. zwei bis drei Wochen postoperativ, kann bei Bedarf mit der Chemotherapie begonnen werden (falls die Patientin nicht zuvor eine direkte medikamentöse (neoadjuvante) Therapie erhalten hat)
  • die Kombination mehrerer Medikamente hat sich bewährt. Diese werden an einem Tag über eine Vene ins Blut gegeben mit anschließender Pause von einigen Tagen. Dies wird mehrfach wiederholt.
  • Nebenwirkungen hierbei sind häufig z. B. Haarausfall, Übelkeit, zeitweise Immunschwäche, Gefühlsstörungen an Händen oder Füßen. Diese sind zeitlich begrenzt
  • um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, werden z. B. individuell geplant gut wirksame Medikamente gegen Übelkeit oder zur Minderung der Gefühlsstörung gegeben
  • durch regelmäßige Blutkontrollen kann eine drohende Immunschwäche frühzeitig erkannt werden und durch entsprechende Verhaltensmaßnahmen und das Immunsystem stimulierende Medikamente überbrückt werden
  • die Haare fangen ca. sechs Wochen nach der letzten Chemotherapie wieder an zu wachsen. Für die Zeit während der Chemotherapie erhalten die Patientinnen ein Rezept für einen Haarersatz
  • eine Sicherheit zur Gabe des Chemotherapeutikums, für längere Therapien und Erleichterung des Ablaufes der Therapie stellt das Portkathetersystem dar. Der dauerhafte Zugang in die Vene erspart der Patientin mehrfache Venenpunktionen. Es kommt seltener zu Venenreizungen oder Paravasaten. Das Portkathetersystem ist ein kleines Hohlsystem, welches unter der Haut im Bereich der Brustwand unterhalb des Schlüsselbeins seitlich eingepflanzt wird. Dies wird bei Bedarf durch die Haut punktiert. In den Behandlungspausen und im täglichen Leben ist die Patientin in ihrer Beweglichkeit nicht eingeschränkt

  • eine Antihormontherapie sollte bei allen hormonabhängigen Tumoren (Östrogen, Progesteron) entweder als alleinige Therapie oder nach einer Chemotherapie eingesetzt werden
  • Tamoxifen ist ein Antiöstrogen und die Hauptsubstanz für die Behandlung bei Brustkrebs. Antiöstrogene verhindern die Wirkung der Östrogene in der Krebszelle.
  • junge Frauen vor den Wechseljahren brauchen gegebenenfalls zusätzlich als antihormonelle Therapie einen sogenannten GnRH-Agonisten, um einen künstlichen Östrogenmangel im gesamten Körper entstehen zu lassen. Bei Frauen kurz vor den Wechseljahren kann zur antihormonellen Therapie auch eine operative Eierstockentfernung diskutiert werden
  • Aromatasehemmer können bei Frauen nach den Wechseljahren eingesetzt werden. Aromatasehemmer verhindern die Östrogenentstehung. Sie werden insbesondere bei Frauen, für die eine Behandlung mit Tamoxifen nicht in Frage kommt (z. B. bei Zustand nach Thrombose, Veränderungen des Endometriums) eingesetzt
  • insgesamt beträgt die Dauer der Antihormontherapie mindestens fünf Jahre. Aktuell zeigen die Daten von Studien, dass eine zehnjährige antihormonelle Therapie für viele Frauen von Vorteil sein kann

In speziellen Krankheitssituationen kommen auch zielgerichtete Substanzen wie CDK4/6- oder PIK3-Inhibitoren in Frage.

  • der Antikörper Trastuzumab ist in Studien bei Frauen, die ein hohes Aufkommen des HER2/neu–Rezeptors auf der Tumorzelle hatten, getestet worden. Hierbei handelt es sich um eine Infusionstherapie alle drei Wochen über ein Jahr. Neuere Studien haben den Vorteil in Bezug auf Rezidive und ein krankheitsfreies Überleben für die Frauen, die eine Antikörpertherapie erhalten haben, bewiesen
  • mit der Gabe von Trastuzumab kann eine Belastung des Herzmuskels einhergehen, typische andere Nebenwirkungen wie bei einer Chemotherapie treten nicht auf

In speziellen Krankheitssituationen ist die Therapie mit sogenannten Immuncheckpointinhibitoren angezeigt. Durch diese kann das körpereigene Immunsystem Krebszellen besser erkennen und angreifen.

Bei bestimmten Tumoreigenschaften können auch sogenannte Antikörperwirkstoffkonjugante (z.B. Sacituzumab Govitecan, Trastuzumab-Deruxtecan) eingesetzt werden.

  • die Strahlentherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Frauen mit Brustkrebs
  • sie ist nach einer brusterhaltenden Operation notwendig, da die Bestrahlung die Tumorkontrolle in der Brust deutlich verbessern kann
  • in speziellen Fällen ist auch eine Teilbrustbestrahlung möglich
  • bei der Brustentfernung muss nur in Ausnahmefällen die Brustwand bestrahlt werden
  • bei tumorbefallenen Lymphknoten können in Einzelfällen auch die Abflussgebiete der Lymphknoten bestrahlt werden

  • bei einer Brustkrebsbehandlung können nach Absprache mit und nach Information durch die Ärztin bzw. den Arzt komplementäre, alternative oder biologische Krebstherapien neben den schulmedizinischen Therapien eingesetzt werden, um deren Wirkung zu unterstützen, die Abwehrkräfte zu steigern und die Lebensqualität zu verbessern
  • dazu gehören die Ernährungstherapie und Psychotherapie sowie im weiteren Sinne auch der Einsatz von Enzymen, die Sauerstofftherapie, die Behandlung mit Antikörpern und die Impfung mit eigenen Tumorzellen
  • die Kombination mit Chemotherapeutika oder der Antikörpertherapie ist häufig wegen der Nebenwirkungen nicht möglich
  • besondere Vorsicht ist bei der zeitgleichen Antikörpertherapie angebracht
  • es ist bisher jedoch noch nie in Studien nachgewiesen worden, dass komplementäre Therapien alleine Krebs bekämpfen können

  • die Nachsorge bei Brustkrebs erfolgt nach abgeschlossener direkter Therapie regelmäßig für bis zu zehn Jahre
  • hierbei soll ein Neuauftreten der Erkrankung erkannt werden
  • die Nachsorge besteht aus dem ausführlichen Gespräch zwischen Patientin und Ärztin bzw. Arzt über mögliche Symptome und Beschwerden sowie der klinischen Untersuchung. Halbjährlich soll eine Mammographie und Mammaultraschall der erkrankten Seite, jährlich der Gegenseite erfolgen

In unserer Spezialambulanz für Brusterkrankungen wird die Überwachung und Betreuung von Patientinnen mit metastasierter Brustkrebserkrankung angeboten. Dies schließt eine individuell geplante Überwachung und Therapie ein und wird in enger Zusammenarbeit mit den onkologischen Stationen durchgeführt. Wir können gezielt auf individuelle Probleme, Symptome und Fragestellungen eingehen.

In fortgeschrittenen Stadien der Brustkrebserkrankung ist es zur Ausbreitung, einer so genannten Metastasierung des Tumors gekommen. Diese erfolgt beim Brustkrebs vor allem in die Lunge, in die Leber und in die Knochen. Somit ist generell der gesamte Körper von der Erkrankung betroffen und eine Therapie muss daher vornehmlich systemisch erfolgen. Dies beinhaltet den Einsatz von Chemotherapie, Antikörpertherapie, Antihormontherapie, Immuntherapie, zielgerichteten Therapien, Bisphosphonattherapie/Denosumab oder eine Kombination der genannten Möglichkeiten.

Die Entscheidung für eine bestimmte Art der Therapie erfolgt genau wie bei der Ersterkrankung im Rahmen der wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz. Dabei werden insbesondere der Allgemeinzustand und Wünsche der Patientin, die Orte der Metastasierung und die Tumoreigenschaften berücksichtigt.

In den letzten Jahren wurde unter anderem auch eine Reihe von oralen Medikationstherapien u. a. (Tablettenchemotherapien) zur Behandlung der fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung entwickelt. Durch die spezialisierte Betreuung in der Spezialambulanz für Brusterkrankungen in Zusammenarbeit mit den onkologischen Stationen kann die Durchführung von oralen Chemotherapien mit der Vermeidung von stationären Aufenthalten und somit eine Verbesserung der Lebensqualität adäquat ermöglicht werden.
In manchen Fällen, insbesondere bei Auftreten von Knochenmetastasen ist neben der systemischen Antitumortherapie auch eine Therapie zur Unterstützung der Knochen (eine so genannte Bisphosphonattherapie oder mit dem RANK-Liganden-Inhibitor Denosumab) notwendig. Diese erfolgt monatlich und wird am Universitäts-Brustzentrum Franken durch die Spezialambulanz für Brusterkrankungen in Zusammenarbeit mit der onkologischen Tagesstation angeboten.

Zur Behandlung von chronischen Schmerzzuständen (z. B. bei Knochenmetastasen oder Nervenbefall) erfolgt eine interdisziplinäre Betreuung durch die Spezialambulanz für Brusterkrankung, die Schmerzambulanz der anästhesiologischen Klinik und der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, Patientinnen mit speziellen Fragestellungen zu Karzinomerkrankungen in der neoadjuvanten, adjuvanten und palliativen Situation ausführlich zu informieren. Als von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) und dem TÜV zertifiziertes Universitäts-Brustzentrum Franken stehen wir gerne zur Zweitmeinung bzw. zur Beratung über alternative Therapiekonzepte des Mammakarzinoms zur Verfügung. Im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz können spezielle Fragestellungen beantwortet werden. Bringen Sie hierzu bitte alle bereits vorhandenen Befunde und ggf. die aktuellen Bilder von Bildgebungen, Mammographie, CT, MRT und Röntgen auf CD/DVD mit.

Als zertifiziertes Brustzentrum nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. bzw. der Deutschen Gesellschaft für Senologie e. V. sind wir bemüht, jeder Patientin die Möglichkeit einer Studienteilnahme anzubieten. Neben einer engmaschigen Betreuung hat sich im Rahmen vieler wissenschaftlicher Untersuchungen ein Behandlungsvorteil gezeigt. Eine Studienteilnahme ist in vielen, aber nicht in allen Fällen möglich.

Wenn Sie sich für eine Studienteilnahme interessieren, erhalten sie auf dem folgenden Link weitere Informationen und die Kontaktdaten zu unserer Studienzentrale.

Behandlung männlicher Patienten

Erkrankungen der Brust sind beim Mann insgesamt selten. Es kommen jedoch auch beim Mann gutartige und auch bösartige Erkrankungen (Mammakarzinom) vor. Die Betreuung von Brusterkrankungen beim Mann findet ebenfalls durch das Team der Spezialambulanz für Brusterkrankungen statt.

Zu den gutartigen Erkrankungen der männlichen Brust gehört insbesondere die Gynäkomastie. Hierbei handelt es sich um die Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann. Man unterscheidet eine "echte Gynäkomastie", welche durch Vermehrung des Drüsengewebes gekennzeichnet ist. Davon zu unterscheiden ist die "falsche Gynäkomastie", welche durch Fetteinlagerung – wie sie bei Übergewicht und Fettsucht (Adipositas) auftritt -- gekennzeichnet ist.

Ursachen der echten Gynäkomastie sind unter anderem:

  • Mangel an männlichen Hormonen (Hypogonadismus) oder
  • erhöhte Östrogenbildung (weibliche Hormone),
  • chronische Erkrankungen (wie z. B. Nierenversagen, Leberversagen, Alkoholmissbrauch),
  • Einnahme verschiedener Medikamente (z. B. bei Karzinomerkrankung).

Auch wenn die Gynäkomastie an sich eine gutartige Erkrankung ist, kann sie sehr selten entarten und zur Entstehung von Brustkrebs beim Mann führen. Zudem leidet eine große Zahl der betroffenen Männer an Schmerzen und fühlt sich durch die kosmetischen Probleme psychisch-sozial eingeschränkt. Gegebenenfalls wird die Operation mit Entfernung des Drüsenkörpers mit einer Liposuction (Absaugen von Fett) zur Anpassung der Brustkontur kombiniert.
Daher wird zunächst eine genaue Diagnostik der Ursachen angestrebt. Dies geschieht durch eine körperliche Untersuchung, eine Bildgebung der Brust mittels Sonographie und Mammographie, sowie eventuell eine konsiliarische Mitbetreuung der hiesigen Dermatologie zur Diagnostik des Hormonhaushalts. Sind kausale Ursachen ausgeschlossen, kann eine operative Entfernung der Brustdrüse notwendig sein.

Bösartige Erkrankungen der männlichen Brust sind sehr selten und machen etwa 1 Prozent aller Brustkrebsfälle aus. Dabei finden die Diagnostik, die Behandlung und die Nachsorge in vielen Punkten analog der Behandlung von Brustkrebspatientinnen statt. Die gesamte, leitlinienkonforme Betreuung männlicher Brustkrebspatienten wird am Universitäts-Brustzentrum Franken angeboten und auch durchgeführt. Dies geschieht durch enge Zusammenarbeit der Spezialambulanz für Brusterkrankungen, den onkologischen Stationen, der Strahlenklinik, des psychoonkologischen Dienstes und der interdisziplinären, humangenetischen Beratung (Tumorrisikosprechstunde).

Seit 2010 gibt es in Analogie zum Netzwerk "Frauenselbsthilfe nach Krebs" ein Netzwerk für an Brustkrebs erkrankte Männer. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie auf der folgenden Homepage: Brustkrebs-beim-Mann